In Germany, there is the possibility for the police to control persons without suspicions at crime-prone (so-called dangerous) places. Whether a place is dangerous is determined by the police. This is done on the basis of an assessment of the situation, which shows that a large number of offenses of considerable significance are committed there and that further corresponding crimes are to be expected. It can be about places where it increasingly comes to pickpocketing or drug trafficking. In Berlin, however, a place is also classified as crime-prone (the area around Rigaerstraße), where there are occupied houses and there are always conflicts between police officers and squatters.
Excluded from the suspicion-independent controls in dangerous places are only persons who obviously do not stay in this place or have no recognizable relation to the expected criminal offenses.
The places are mostly not announced. In Berlin, however, they were released after the change of government from a grand coalition to a red / red / green government known.
Dangerous places have often been the subject of social debates. On the one hand its necessity is questioned and on the other hand it is considered by various social actors (parts of the police research and some NGOs) as entrance gate for prejudiced and racist motives in the selection decision of the police officers. In the present contribution, however, it is only a matter of the first aspect, whether a security gain can be expected through corresponding suspicion-independent checks and whether this can actually be achieved through identity determinations.
From a conversation with police officers it became clear that there are civil servants who consider these places to be necessary. This conversation was about police identification and the need for non-suspicious controls in the so-called crime-prone places. The reason given was that otherwise there would be a vulnerability. For example, the police would not be allowed to control a person who goes into a shrubbery and stays there for a short time. It could be a person who sells drugs and keeps them in the bushes (bunkers). This example can be applied to many situations. But is it really plausible?
The question already arises, what would have been gained by establishing the identity. This would only bring something if the police already knows this person and knows that they are committing such offenses. But if she knows that person, it is not necessary to establish the identity. Suspicions could at best be created by a comparison of data with police databases and the identified identity. However, this basically applies to all persons, which would speak in favor of a general database comparison of all people by the police. In addition, then in this situation is not the identity determination in the foreground, but the data comparison. In this context, is the identification not only advanced in order to perform a data comparison?
Is the described vulnerability really serious? In fact, if the person is a person who keeps drugs in the bush, it would be sufficient to observe that person for a while. If, for example, the person talks briefly with unknown persons, hands over something and occasionally goes into the bushes again and again, this would justify a suspicion of a crime under the narcotics law. A brief observation may substantiate a suspicion and give the police ways to investigate, while an unsubstantiated response might even warn a suspect. Therefore, it may even be necessary, for political reasons, to first observe people or places. In addition, it can be expected that the police anyway more often in appropriate places and persons who act there criminally, knows many times, so that an identity determination anyway has no effect, since the data subject is already known.
It also becomes clear that the police in the described constellation are not acting completely without suspicion. Apparently, the police are a little unusual and they already have the idea that it could be a criminal offense. Accordingly, it is questionable whether it really requires the link to any suspicions.
In summary, it can be said that the need for non-suspicious controls is far from clear. Also, the question arises, what should be achieved by the identity in the concrete situation at all.
(Cover picture from MAURIZIO GAMBARINI in “Berlin riot: 123 police injured in anti-gentrification protest” https://www.bbc.com/news/world-europe-36758686)
Original Language
In Deutschland besteht für die Polizei die Möglichkeit, an kriminalitätsbelasteten (sogenannten gefährlichen) Orten Personen ohne Verdachtsmomente zu kontrollieren. Ob ein Ort gefährlich ist, wird von der Polizei bestimmt. Dies geschieht aufgrund von einer Lagebeurteilung, aus der sich ergibt, dass an diesem Ort eine Vielzahl von Straftaten von erheblicher Bedeutung begangen werden und mit weiteren entsprechenden Straftaten zu rechnen ist. Dabei kann es etwa um Orte gehen, an denen es vermehrt zu Taschendiebstählen oder Drogenhandel kommt. In Berlin wird aber auch ein Ort als kriminalitätsbelastet eingestuft (die Gegend um die Rigaerstraße), an dem sich besetzte Häuser befinden und es immer wieder zu Konflikten zwischen Polizeibeamt*innen und Hausbesetzer*innen kommt.
Ausgeschlossen von den verdachtsunabhängigen Kontrollen an gefährlichen Orten sind nur Personen, die offensichtlich nicht an diesem Ort verweilen oder keinen erkennbaren Bezug zu den zu erwartenden Straftaten aufweisen.
Die Orte werden überwiegend nicht bekannt gegeben. In Berlin wurden sie allerdings nach dem Regierungswechsel von einer großen Koalition hin zu einer Rot/Rot/Grünen Regierung bekannt veröffentlicht.
Gefährliche Orte waren schon oft Gegenstand von gesellschaftlichen Debatten. Einerseits wird ihre Notwendigkeit in Frage gestellt und andererseits wird sie von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren (Teilen der Polizeiforschung und einigen NGOs) als Einfallstor für vorurteilsbehaftete und rassistische Motive in die Auswahlentscheidung der Polizist*innen angesehen. Im vorliegenden Beitrag soll es allerdings nur um ersteren Aspekt gehen, ob mit einem Sicherheitsgewinn durch entsprechende verdachtsunabhängige Kontrollen zu rechnen ist und ob dies tatsächlich durch Identitätsfeststellungen erreicht werden kann.
Aus einem Gespräch mit Polizeibeamt*innen wurde deutlich, dass es Beamt*innen gibt, die diese Orte für notwendig halten. Dieses Gespräch beschäftigte sich gerade mit der polizeilichen Identitätsfeststellung und der Notwendigkeit von verdachtsunabhängigen Kontrollen an den sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten. Als Grund wurde angeführt, dass andernfalls eine Sicherheitslücke bestehen würde. So wäre die Polizei beispielsweise nicht berechtigt, eine Person zu kontrollieren, die in ein Gebüsch geht und sich kurz dort aufhält. Dabei könnte es sich um eine Person handelt, die Drogen veräußert und diese im Gebüsch aufbewahrt (bunkert). Dieses Beispiel lässt sich auf viele Situationen übertragen. Aber ist es wirklich plausibel?
Es stellt sich bereits die Frage, was durch die Feststellung der Identität gewonnen wäre. Dies würde nur etwas bringen, wenn die Polizei diese Person bereits kennt und weiß, dass sie entsprechende Delikte begeht. Kennt sie diese Person aber, ist es gar nicht notwendig, die Identität festzustellen. Verdachtsmomente könnten allenfalls durch einen Datenabgleich mit polizeilichen Datenbanken und der festgestellten Identität kreiert werden. Dies gilt aber grundsätzlich für alle Personen, was für einen generellen Datenbankabgleich aller Menschen durch die Polizei spräche. Außerdem steht dann in dieser Situation nicht die Identitätsfeststellung im Vordergrund, sondern der Datenabgleich. Ist die Identitätsfeststellung in diesem Kontext nicht nur vorgeschoben, um einen Datenabgleich durchführen zu können?
Ist die beschriebene Sicherheitslücke wirklich gravierend? Handelt es sich bei der Person tatsächlich, um eine Person, die Drogen im Gebüsch aufbewahrt, wäre es doch ausreichend diese Person eine Weile zu beobachten. Spricht die Person zum Beispiel immer wieder kurz mit unbekannten Personen, übergibt etwas und geht zwischendurch immer wieder in das Gebüsch, würde dies einen Tatverdacht für eine Straftat nach dem Betäubungsmittelrecht begründen. Eine kurze Beobachtung kann einen Tatverdacht erhärten und der Polizei Möglichkeiten zum Ermitteln geben, während ein unsubstantiiertes Ansprechen eine verdächtige Person sogar warnen könnte. Daher kann es aus polizeitaktischen Gründen sogar geboten sein, Personen oder Orte zunächst zu beobachten. Außerdem ist damit zu rechnen, dass sich die Polizei ohnehin öfter an entsprechenden Orten aufhält und Personen, die dort kriminell agieren, vielfach kennt, sodass eine Identitätsfeststellung ohnehin keinen Effekt hat, da die betroffene Person bereits bekannt ist.
Auch wird deutlich, dass die Polizei in der beschriebenen Konstellation nicht völlig verdachtslos handelt. Offenbar kommt der Polizei etwas ungewöhnlich vor und sie haben bereits den Gedanken, dass es sich um eine Straftat handeln könnte. Dementsprechend ist fraglich, ob es wirklich der Anknüpfung an keinerlei Verdachtsmomente bedarf.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Notwendigkeit von verdachtsunabhängigen Kontrollen offenbar alles andere als eindeutig ist. Auch stellt sich die Frage, was durch die Identitätsfeststellung in der konkreten Situation überhaupt erreicht werden soll.
Dies ist eine interessante Frage. Viele Rechtssysteme haben Schwierigkeiten, die optimale Genehmigung für die Regulierung der Polizeibefugnisse zu finden. Wahrscheinlich hängt es von den Ergebnissen der Aktionen ab. Wenn es positive Ergebnisse gibt, werden die Befugnisse nicht erweitert. Aber wenn es immer noch ein Problem mit der öffentlichen Ordnung gibt, wird die Polizei wahrscheinlich um mehr Befugnisse bitten.